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Magazin 4/2021 | Green Deal & Co 9
ehr Diversität kann auf ganz Kombination von verschiedenen Senkung des PSM Ein-
verschiedenen Weisen Form Pflanzenarten innerhalb eines
Mannehmen. Fast alle resultie- Feldes – Sortenmixe darin sind satzes von
ren in robusteren Systemen, die natürlich nicht ausgeschlossen. Mykorrhiza Pilzen
weniger anfällig gegenüber Unkräu- Mischkulturen sind ein Beispiel
tern, Pilzen und anderen Schaderre- dafür, dass altbewährte Methoden
gern wie Insekten oder Nematoden wieder angewandt werden und
sind. Eine weitere Fruchtfolge, effizi- besitzt großes Potential zur Reduk-
ente Zwischenfrüchte, Mischkultu- tion von Pflanzenschutzmitteln. Ver-
ren und Sortenmixe bieten neben mutlich kennt jeder Beispiele für
einer möglichen Erhöhung auch eine Mischkulturen aus dem Hausgarten,
Stabilisierung des Ertrags. die sich gut eignen, zum Beispiel
Sortenmixe
Ackerbohne mit Triticale²
Ein Versuch über drei Jahre in Däne- Mykorrhiza Pilze sind Pilze, die
unterirdisch
Symbiose
mit
eine
mark konnte zeigen, dass Sorten- Pflanzen eingehen. Sowohl Pflanze
mixe ein erhebliches Potential also auch Pilz profitieren von dieser
haben, Erträge zu erhöhen, Fungizi- Verbindung, die Pflanze erhält Nähr-
deinsatz zu minimieren und gleich- stoffe und Wasser vom Pilz, dieser
zeitig Resistenzen vorzubeugen. bekommt im Gegenzug Kohlenhy-
Untersucht wurden verschiedene Gerste mit Körnereiweißerbse² drate, die der Pilz selber nicht her-
Weizensorten im Hinblick auf Septo- Mais zusammen mit Bohnen und stellen kann. Ungefähr 90% der
ria-Blattdürre, der am stärksten Kürbis oder Tomaten mit Kräutern. Landpflanzen gehen eine Verbin-
ertragsmindernden Krankheit in Davon funktionieren auch einige in dung mit Mykorrhiza Pilzen ein,
Europa. Das Ergebnis war vielver- großem Maßstab auf dem Feld, was inzwischen gibt es zahlreiche Feld-
sprechend, Resistenzen konnten um versuche, die belegen,
der Flächen mit gemischten Sorten Mit mehr Vielfalt zu dass Mykorrhiza die
bis zu 73% verringert werden, 67%
mussten weniger oft behandelt Stresstoleranz und
Gesundheit von Pflan-
werden als die Flächen auf denen stabilen Systemen zen deutlich erhöhen.
nur eine Sorte kultiviert wurde und Erklärt wird dies unter
der Ertrag konnte fast in allen Ver- anderem durch eine effi-
suchen gesteigert werden. sie sowohl ökologisch als auch öko- zientere Nährstoff- und Wasserver-
nomisch höchst interessant macht. sorgung der Pflanze, eine verbes-
Mögliche Hindernisse sind zum Bei- Sie sind eine Diversifizierung inner- serte Wurzelmorphologie und eine
spiel ein erhöhter Arbeitsaufwand, halb eines Feldes, mit den gleichen Konkurrenz zwischen Mykorrhiza
falls die Sorten selbst gemischt Effekten wie eine Diversifizierung und Pathogen um Nährstoffe und
werden sowie die Aneignung des eines landwirtschaftlichen Betrie- Platz. Außerdem wird das Pilz- Netz-
Wissens über die Sorten, die zusam- bes: Mehr Stabilität und weniger werk zur Kommunikation unter den
men angebaut werden könnten Abhängigkeit von einem Standbein. Pflanzen genutzt, so werden Infor-
bezüglich Erntezeitpunkt etc.. Ein Problematisch für den Anbau ist mationen über einen Schädlingsbe-
weiteres Problem könnten die auch hier die Abnahme der Pro- fall von infizierten an nicht infizierte
Abnehmer des Weizens sein, was dukte. Eine Trennung der Produkte Pflanzen über die Pilze weitergege-
sich aber möglicherweise durch nach der Ernte verursacht zusätzli- ben. Daraufhin können die gesunden
Gespräche und Erklärung überwin- che Kosten und Arbeit. Im Gegenzug Pflanzen Abwehrreaktionen gegen
den lässt. Auf den Versuch kommt es sind allerdings höhere Erträge zu das Pathogen aktivieren. Weiterhin
an! erwarten. Ein Beispiel für erfolgrei- zeigen Studien, dass Exsudate der
che Mischkulturen ist der Anbau von Pilzhyphen bestimmte Mikroben
Mischkulturen Körnerleguminosen mit Getreide, besonders anziehen und fördern.
z.B. Ackerbohne-Hafer oder Körne-
reiweißerbse mit Gerste oder Futter- Durch die Bildung von Glomalin,
einer Gruppe von Glykoproteinen
Anders als bei den Sortenmixen geht weizen. wird die Aggregatstabilität des
es bei Mischkulturen primär um die
Quelle Sortenversuch: Kristoffersen, R., Heick, T.M., Müller, G.M. et al. The potential of cultivar mixtures to reduce fungicide input and mitigate fungicide
resistance development. Agron. Sustain. Dev. 40, 36 (2020). https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs13593-020-00639-y
²https://orgprints.org/32816/1/1670-koernerleguminosen-mischkulturen.pdf, FiBL