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10 Magazin 4/2021 | Green Deal & Co
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Bodens gefördert. Das Wasserhalte- Ökosysteme führen. Eine Nährstoff-
vermögen des Bodens steigt sowie anreicherung in Oberflächengewäs-
vermutlich auch die Bioverfügbar- sern (Eutrophierung) führt zu einem
keit von Nährstoffen. beschleunigtem Algen- und Pflan-
zenwachstum an der Oberfläche
Was aber bedeuten diese Ergebnisse dieser Gewässer und somit zu einer
für die landwirtschaftliche Praxis? Verringerung der gesamten Biodi-
Das kommt natürlich auf die Art der versität innerhalb des Gewässers.
Kulturen an, grundsätzlich ist es aber Die Verlagerung von Stickstoff in
wichtig, das Bodenleben zu fördern, nicht durchwurzelbare Tiefen kann
inklusive der Mykorrhiza. Relevante zur Verunreinigung von Grundwas-
Stichpunkte sind hier Phosphordün- ser führen. Ein weiterer Verlustpfad
Teilflächenspezifische
Düngung
Reaktion auf wachsende gesell-
schaftliche Anforderungen und als
Beitrag zur Entspannung des Wider-
spruches zwischen Ökonomie und
Ökologie²
Einleitung von Stickstoff ist gasförmig als Lach-
gas (N O). Lachgas hat in etwa die
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300-fache Wirkung von Kohlenstoff-
ach heutigem dioxid (CO ) in der Atmosphäre. Die
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gung und Bodenbearbeitung, was Kenntnisstand Landwirtschaft hat somit die Auf-
viele Studien belegen. Eine höhere Nder Pflanzen- gabe die Pflanzenernährung mit
Phosphordüngung und Pflügen ernährung gibt es 16 Nährstoffe, einer möglichst effizienten Düngung
bewirken zwar offensichtlich zuerst unterteilt in Makro- und Mikronähr- sicherzustellen, um Umwelteinflüsse
eine erhöhte Verfügbarkeit von stoffe, die für Pflanzen notwendig zu minimieren.
Phosphor im Boden, führt aber zu sind. Ist die Verfügbarkeit von einem
einer Reduzierung von Mykorrhiza, Nährstoff eingeschränkt, treten Für das Jahr 2010 hat die Bundesre-
welche wiederum förderlich sind für Mangelsymptome auf. Ein Mangel gierung in der Deutschen Nachhal-
eine Nährstoffaufnahme sowie die an essentiellen Nährstoffen hat tigkeitsstrategie 2002 einen Stick-
Abwehr von Pathogenen. Außerdem unmittelbare Auswirkung auf stoffüberschuss der Landwirtschaft
stimuliert eine organische Düngung Wachstums- und Stoffwechselpro- von 80 Kilogramm pro Hektar und
die Besiedelung mit Mykorrhiza-Pil- zesse. Stickstoff ist essentielle für die Jahr (kg/ha*a) im 3-Jahres-Mittel als
zen. Bildung von Aminosäuren und Zielwert festgelegt. Laut Umwelt-
Nukleinsäuren. Somit ist Stickstoff bundesamt ist der Stickstoffüber-
Eine anspruchsvolle Aufgabe also, ein wichtiger Baustein von Eiweißen, schuss zwischen 1993 und 2015 von
Enzymen und Chlorophyll. Vegetati-
ein Gleichgewicht zu finden zwi- ves Wachstum, sowohl Längen- 111 kg/ha*a um 15 % auf 94 kg/ha*a
schen Bodenbearbeitung, wenig wachstum als auch Biomassezu- im 5-Jahres-Mittel zurückgegangen.
Unkräutern, angepasster Düngung wachs, und enzymatisch katalysierte In der Fortschreibung der Deutschen
und einem stabilen Ertrag. Es han- Reaktionen sind daher ohne Stick- Nachhaltigkeitsstrategie 2016
delt sich also um Balanceakt, den stoff nicht möglich. Neben Stickstoff wurde der Zielwert für das Jahr 2030
Landwirte ausführen; eine Riesen- nehmen auch Phosphor und Kalium nochmals auf 70 kg/ha*a reduziert
herausforderung, die aber wahnsin- eine essentielle Rolle in der Pflan- [Um19]. Die Novellierung der Dün-
nig spannend und vielversprechend zenernährung ein. Phosphor ist geverordnung 2017 (DüV) zielt
ist! dabei vor allem beteiligt an der Bil- genau in diese Richtung. Die DüV
dung von Nukleinsäuren und als gibt den Betrieben in Deutschland
sehr klare Regeln zur Ermittlung des
Baustein von Enzymen. Kalium ist Stickstoff- und Phosphorbedarfes
funktionell entscheidend in vielen vor, die sich wesentlich an einem
Stoffwechselvorgängen (z.B. realistischen Durchschnittsertrag
Osmose), Bildung und Transport von und Nährstoffbedarfswerten orien-
Kohlehydraten und zur Aktivierung tieren. Die Verteilung der Nährstoffe
vieler Enzyme. und Düngemittel innerhalb eines
Schlages ist dabei jedoch nicht gere-
Eine Überversorgung vor allem von gelt [Vo17]. Die von der EU gefor-
Stickstoff und Phosphor kann jedoch derte erneute Anpassung der Dünge-
zu erheblichen Auswirkungen auf verordnung zeigt, dass die bisher
¹ Wu QS., Zou YN. (2017) Arbuscular Mycorrhizal Fungi and Tolerance of Drought Stress in Plants. In: Wu QS. (eds) Arbuscular Mycorrhizas
and Stress Tolerance of Plants. Springer, Singapore https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-981-10-4115-0_2#citeas
² Speckle J., Angermair W., Brohmeyer F., Brüggemann L., Spicker A., Pauli S. A. (2020): Teilflächenspezifische Düngung als Reaktion auf wach-
sende gesellschaftliche Anforderungen und als Beitrag zur Entspannung des Widerspruches zwischen Ökonomie und Ökologie, Fachbeitrag
auf der 40. GIL-Jahrestagung, 17.– 18. Februar 2020, Freising, S. 301-306